Woher kommt es, dass wir Menschen immer wieder genau das tun, was wir nie tun wollten. Ja, es sogar auf unsere Fahnen geschrieben haben oder sogar zu unserem Lebensinhalt gemacht haben? Frieden, das gute, Gewaltfreiheit im Rahmen von zwei Ebenen, einer globalen und einer persönlichen. Nehmen wir für die globale Ebene zum Beispiel den Krieg. Wer will schon Streit, Krieg oder seine Kinder schlagen? Und genau das scheint mir der entscheidende Punkt zu sein. Wenn ich etwas auf keinen Fall möchte, dann lehne ich es ab und weise ist weit von mir. Es hat keinen Platz mehr. Wenn ich darauf stoße, wehre ich es ab. Und das heisst, dass ich mich davor verschließen muss, weil ich sonst etwas in mir spüre, dass ich nicht aushalte. Und daher darf es auch nicht in der Welt vorkommen, bzw. ich verschreibe mich dem Kampf und da haben wir es schon. Ich bin zu dem geworden, gegen das ich kämpfe. Da aber – zum Beispiel – der Krieg in der Welt vorkommt, suche ich nach einem Kompromiss.
Mein Außen ist ein Ausdruck meines Inneren
Ich sage, so wie die Welt im Moment ist, ist sie falsch und ich will dafür sorgen dass sie besser wird somit ist schon mal der erste Schritt in die Falle getan. Ich selbst teile nun die Welt ein in richtig und falsch, gut und böse. Gute Menschen – schlechte Menschen. Ich bin gut, weil ich will ja keinen Krieg und die, die Krieg führen, sind schlecht, denn sie bekriegen sich ja. Das wäre jetzt, was mit meiner Sicht auf die äußere Welt passiert. Aber was ist in mir drinnen passiert? Denn wie Du sicherlich auch schon weißt, ist die Welt in der ich lebe, ein Ausdruck meines Inneren. Wenn ich die äußere Welt in Gut oder böse, richtig und falsch, gewollt und ungewollt unterteile, dann tue ich dies in meinem Inneren, also im Endeffekt mit mir selbst ja auch.
Ich hatte zum Beispiel einen Konflikt mit einer Frau, die mir sehr nahe stand. Ich versuchte natürlich anfänglich ruhig und gefasst zu bleiben. Das wichtigste war für mich eine gemeinsame und friedliche Lösung zu finden, denn schließlich waren wir ja Freunde. Der Konflikt ging aber weiter und weiter und mir ging es täglich schlechter. Ständig zog sich mein Solar zusammen und mein Verstand war eine einzige düstere Wolke von quälenden Gedanken. In mir fühlte es sich in keinster Weise mehr friedlich an. In mir stieg die Erkenntnis auf, dass der Wunsch nach einer friedlichen Lösung etwas verbergen sollte, was bis dahin für mich undenkbar oder besser unerfüllbar war.
Nämlich, dass dieser Mensch, der mir mal so nahe gestanden hatte, sich schon sehr weit von mir entfernt hatte und mir nicht mehr freundlich gesinnt war. In diesem Moment erkannte ich, dass ich schon lange im Krieg war und alles versucht hatte, nur um dieser Realität nicht ins Auge sehen zu müssen. Und auch der, dass die Freundschaft nicht mehr existierte, sondern schon lange eine Trennung stattgefunden hatte und ich den Verlust nicht spüren wollte und auch nicht das Scheitern.
Ich erklärte mich einverstanden mit dem Krieg
Ich erklärte mich innerlich also einverstanden mit dem Krieg. Er war nun mal dar, aus welchen Gründen auch immer. Ich fand meinen Frieden mit dem Krieg und durfte mich nun auch verteidigen. Ich kann mich noch gut an den Moment erinnern. Ich wollte gerade Dirk besuchen und ging von meinem Auto zur Haustür. Es war das Fallen eines Schleiers in dem selben Moment in dem ich erkannte: “ich bin ja schon längst im Krieg” und indem ich diesen tief in mir akzeptierte, fand ich Frieden mit dem Krieg in der Welt. Der Krieg existiert nun mal auf dieser Welt. Ich weiß nicht weshalb, aber das ist auch nicht wichtig. Seit dem Moment bin ich im Frieden mit der Welt und auch mit ihrer Gewalt und Grausamkeit.
Ich muss nicht mehr kämpfen
Das verringert zwar nicht die Gewalt aber ich muss nicht mehr gegen sie ankämpfen. Daher vermehre ich sie zumindest nicht. Ich bin nicht mehr gefangen und zerrissen von dem Gedanken, das dürfte alles eigentlich nicht so sein – da läuft was falsch. Ich sah ein, wie anmaßend solche Gedanken sind. Ein weiteres Beispiel sind die Banken. Jedes Mal wenn ich an die Macht der Banken und Finanzmärkte denke, erfüllt mich hilflose Wut und Ohnmacht. Damit schaffe ich einen Opfer, nämlich mich. Und einen Täter, nämlich die Banken.
Akzeptiere ich diese Macht, zum Beispiel der Finanzwelt, werde ich dennoch nicht den Auswirkungen gegenüber, die sie auf die Menschen und die Umwelt haben gleichgültig oder empfindungslos. Ich kann nichts an den Auswirkungen direkt verändern, doch ich kann die Welt als einen Ort sehen von gleichberechtigten Menschen, in der jeder die Verantwortung für sein Denken und Handeln übernehmen kann. Ich muss nicht mehr handeln um “gut” zu sein oder auf der Seite der Gerechtigkeit und des Friedens. Sondern ich handele aus meinen innersten Bedürfnissen heraus. Ich handle nicht mehr um schlechtes abzuwehren, sondern um schönes zu schaffen.
Alles Liebe, Sarah Lenze